Aufgabenstellung
Porenbeton ist einer der vielseitigsten Baustoffe auf dem deutschen Markt. Er kann unter anderem zur Sanierung von Altbauten, in Industrie- und Zivilbauten als auch im Schall- und Wärmedämmbereich eingesetzt werden. Der Baustoff kombiniert die dafür benötigten Festigkeiten mit wärmedämmenden Eigenschaften. Durch die geringe Rohdichte und das flexible Schneideverfahren mittels Stahldrähten bieten Bauelemente aus Porenbeton ein besseres Handling als andere Baumaterialien. Die Technologie des Schneidens von Porenbeton durch einen stehenden oder reversierenden Stahldraht ist dabei die Methode der Wahl zur Fertigung von Bauteilen. Durch den formstabilen, aber sehr weichen Grünkuchen werden dabei mit Hilfe von Hochpräzisionsschneidemaschinen gespannte Drähte gedrückt (Abb. 1). Auf diese Art und Weise kann der Grünkuchen zu planparallelen Porenbetonblöcken geschnitten werden. Jedoch ist die Nutzungsdauer dieser Federstahldrähte eingeschränkt, sodass es häufig zu Stillstandszeiten bei der Produktion kommt.
Projektziel
Ziel des Forschungsprojektes war die Entwicklung eines beschichteten Glasfasergarnes als Alternative zum bisher eingesetzten Federstahldraht zum Schneiden von Porenbetongrünblöcken. Dieses Garn sollte aus mehreren verzwirnten Glasfaserfilamenten, auf denen im Herstellungsprozess eine Schlichte aufgetragen wurde, bestehen. Zusätzlich war eine Beschichtung des Garnes notwendig, um die Abrasionsbeständigkeit zu gewährleisten (Abb. 2).
Lösungsweg
Um das Forschungsziel zu erreichen, wurden folgende Arbeitsschritte durchgeführt:
Garnkonzeptionierung
Beschichtungsentwicklung
Entwicklung der Auftragstechnik und Beschichtung der Garne
Verschleiß- und Versagensanalytik
Methodik der Garneinspannung
Bewertung der Schnittqualität beim Porenbetonschneiden
Ergebnisse
Aus den ausgewählten Fasern bzw. Rovings, welche sich in Durchmesser und Feinheit unterschieden, wurden zunächst verschiedene Garne (Variation von Feinheit und Drehung) hergestellt und hinsichtlich ihrer Zugfestigkeiten bewertet. Dabei zeigte sich, dass die Zugfestigkeiten der Garne mit höheren tex-Zahlen steigen, eine stärkere Drehung der Garne zu geringeren Höchstzugkräften führt und dass die untersuchten Basaltfasergarne bessere Zugfestigkeits-Eigenschaften aufwiesen als Garne aus E- und S-Glas. Die Höchstzugkraft eines Basaltfasergarns mit 1320 tex lag bei 799 N.
Darüber hinaus wurden verschiedene Beschichtungssysteme (dünn/hart und dick/weich) mit unterschiedlichen Rezepturen basierend auf Polyvinylchlroid (PVC), Polyurethan (PU), Epoxidharz (EP) und/oder Silikon für die Garnbeschichtung entwickelt. Zur Auftragung der Beschichtungen auf die Garne kamen Tauch-, Galetten- und Sprühbeschichtung zum Einsatz.
Anschließend erfolgte die Verschleiß- und Schadensanalytik an den beschichteten Garnen (im Vergleich zu den unbeschichteten Garnen) mit folgenden Ergebnissen:
Erhöhung der Zugfestigkeiten der mit EP, PU und PVC beschichteten Garne um bis zu 30 %
Erhöhung der Reibzeiten (trocken, Sandpapier P400) von wenigen Minuten auf über 1 Stunde für EP- und PVC-beschichtete Garne
gute Beständigkeit von EP- und PU-Beschichtungen gegenüber Laugen (Normlauge aus NaOH und Na2CO3, pH 12,8)
Nachweis der Entwicklung und Dauerhaftigkeit der mechanischen Eigenschaften der Schichten (dünn/hart und dick/weich) mit Hilfe der Mikroindentation
Zur Fixierung der beschichteten Garne in einen Schneidrahmen wurde im Projekt eine Einspannung mit wellenförmigem Profil entwickelt. Anschließend erfolgten erste erfolgreiche Schneidversuche an Porenbeton im Labormaßstab.
Danksagung
Das IGF-Vorhaben 19972 BR der Forschungsvereinigung „Forschungsinstitut für Leder und Kunststoffbahnen gGmbH“, Meißner Ring 1 – 5, 09599 Freiberg wurde über die AiF im Rahmen des Programms zur Förderung der „Industriellen Gemeinschaftsforschung und -entwicklung (IGF)“ vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert. Wir bedanken uns für die gewährte Unterstützung.