AUFGABENSTELLUNG
Als Kunstleder werden flexible Verbundmaterialien aus einer polymeren Beschichtungsmasse und einem textilen Trägermaterial bezeichnet. Sie verfügen im einfachsten Fall über einen zweigliedrigen Schichtaufbau. Qualitativ hochwertige Kunstleder bestehen jedoch aus weiteren Schichten. Sie finden Anwendung in einer Vielzahl von Erzeugnissen z. B. im Wohnbereich, der KFZ-Innenausstattung oder als technische Textilien. Charakteristisch für Beschichtungsmassen ist ihre Funktionalität. Maßgeschneiderte Beschichtungssysteme gewährleisten die gewünschten Eigenschaftsprofile für den angestrebten Anwendungsbereich. Die gegenwärtig als Ausgangsstoffe (PVC, PU, PES) für die Kunstlederproduktion eingesetzten Polymere werden zu überwiegenden Teilen aus fossilen Rohstoffen erzeugt. Kunstleder haben daher in vielen Anwendungsbereichen mit einem negativen Image zu kämpfen. Zudem ist in vielen Fällen die Verwertung der Verbunde nach dem Ende ihrer Verwendungsdauer mit Problemen behaftet. Ausgangsstoffe, die mit Eigenschaften wie Nachhaltigkeit, Weichmacherfreiheit und biologischer Abbaubarkeit versehen sind, verfügen vor diesem Hintergrund über große wirtschaftliche Potentiale und sind derzeit nicht am Markt verfügbar. Beschichtungen und Trägermaterialien aus Polybutylensuccinat besitzen diese Eigenschaften und bieten somit für KMU entlang der Wertschöpfungskette die Möglichkeit, neue Produkte in einem Wachstumsmarkt zu etablieren.
PROJEKTZIEL | ARBEITSHYPOTHESE
Ziel des Forschungsvorhabens ist die Entwicklung eines geeigneten und kosteneffizienten Verfahrens zur Herstellung eines biologisch abbaubaren Einkomponenten-Kunstleders auf Basis von Polybutylensuccinat. Es werden verfahrenstechnische Ansätze in Form der Textilerzeugung auf Basis von PBS, des Schäumens von PBS und der Beschichtung hinsichtlich ihrer Eignung zur Herstellung biobasierter Kunstledersysteme validiert. Diese umfassen Verfahren zur Textilerzeugung, zum Schäumen und zur Beschichtung. Dazu werden grundlegende verfahrenstechnische sowie natur- und materialwissenschaftliche Erkenntnisse über den Einsatz nachhaltiger Beschichtungsmassen auf PBS-Basis und deren Verarbeitung zu Textilbeschichtungen gesammelt. So soll interessierten KMU eine einfache Adaption der Ergebnisse und effektive Integration in bestehende Prozesse ermöglicht werden.
NUTZEN | AUSBLICK
Aufgrund des Bedeutungsgewinns von nachhaltigen Produktlösungen kann ein positives Marktumfeld für Kunstleder auf Basis von PBS abgeleitet werden. Für KMU ergibt sich bei einem Erfolg des Projektes die Möglichkeit, ihr Produktportfolio in einem Wachstumsmarkt mit großen Zukunftschancen zu erweitern und so einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen. Das betrifft u. a. Chemieunternehmen, die sich auf biobasierte Polymerbausteine konzentrieren und Hersteller von Spezialitäten bei beschichteten Textilien. Sie könnten z. B. als Zulieferer von Bio-Materialien für den Fahrzeuginnenraum, den Wohn- und Objektbereich und/oder für technische Textilien agieren.
FORMALE ANGABEN
Programm: IGF
Förderkennzeichen: 21730 BG
Projektbeginn: 03.2021
Laufzeit: 24 Monate
PROJEKTBEARBEITER FILK
Dr. Kristin Trommer
Dr. Minoj Gnanaseelan
Dr. Martin Heise
PROJEKTPARTNER
Dr. Frank Gähr, DITF Denkendorf